Argentiniens Nordwesten - Januar 2020In die AndenWirverlassenSaltainRichtungSüdenbeiwolkenverhangenemHimmelundgelangenindieTäler„LosVallesCalchaquies“, benanntnachdemgleichnamigenFluss,dersüdlichvonSanAntoniodeLosCobresin5000mHöheentspringt.DieStraße führtunsdurchwenigekleineOrtschaften,dievonTabak-undWeinanbauleben.Inder„QuebradadelasConchas“lässt sichendlichdieSonneblicken,sodasswirdiebuntenFarbenderbizarrenFelsformationeninvollerPrachtbewundern können.EswirdeinezeitraubendeFahrt,dennaufderkurvigenStreckemüssenwirzumFotografierenimmerwieder anhalten-erstamNachmittagerreichenwirunserTageszielCafayate(1600m)undbleibenzweiTage.Wirbenötigen dringendeineWäscherei,diewirmiteinigerMüheauchfinden.Cafayateisteinsehrtouristischer,aberauchangenehmer Ort–idealumherumzubummelnundsichabundzuineinemRestaurantniederzulassenundbeieinemkleinenGetränkdas Treibenzubeobachten.Wirmüssenwiedernotgedrungeneine1l-FlascheBierbestellen,diewirtatsächlichauch austrinken.IstdasbereitsAlkoholismus?Neieiein!EsistdiesehrtrockeneLuft(nur20%Luftfeuchtigkeit)hieroben! CafayateistinersterLiniebekanntfürdieumliegendenWeinanbaugebieteundseinevielenBodegas.StattzuWeinin flüssigerFormgreiftRolfzueinem„HeladodeVino(SpeiseeisausWein)“,undzwarmitTorontes-Geschmack.Seine BegeisterunghältsichinGrenzen.InderzweitenNachtfindetimZentrumeinemusikalischeVeranstaltungstatt,die sogenannte Musik dröhnt bis zum Campingplatz, und an Schlaf ist nicht zu denken. Wir sind halt in Argentinien!
Auf der Ruta 40VonCafayategehtesaufderRuta40wiedernachNorden,diebisSanCarlosasphaltiertist.DannbeginnteinePiste,diees insichhat.DurchdieheftigenRegenfällevoreinigenTagenwurdesieanvielenStellenweggespültundisttotal verschlammtund/oderversandet.ZwarwarenanvielenStellendieGraderschoninAktion,aberoftistdasWassernoch nichtabgeflossen.Durchfahren?Mhm!WasverbirgtsichunterderWasseroberfläche?Umfahren?Mhm,fürunserenWagenzu eng!DentiefhängendenÄstenrückenwiralsomitderTeleskop-Astschere(diedererfahreneFernreisendeimmerim Gepäckhabensollte)zuLeibeundnehmeneineFlurbereinigungvor. AberwirdurchfahreneinewirklichschöneLandschaft, die uns für die Arbeit entschädigt!DieSchlucht„QuebradadelasFlechas“istbegrenztvonFelsformationen,diewiePfeile(flechas)indenHimmelragen,und diePistewindetsichdurchdieBergebisauf2.000mHöhe.DieGebäudederwinzigen Ansiedlungensindfastausschließlich ausAdobe-Ziegeln(Lehm)gebautundgegenüberRegensehrempfindlich.WirerreichenMolinosunddenunsbereits bekanntenCampingplatzundnutzenzurBefreiungvomPistenstaubsogleichdenSanitärraum.Sensation:EsgibteineDusche miteinemrichtigenDuschkopf,nichtnureinRohr,dasausderWandragt.UndausjedemDuschkopflochströmtWasser. KeinesdieserverkalktenDinger,beidenenmanvonStrahlzuStrahlhüpfenmuss!WirspazierendurchdenOrtmitseinen breitenErdstraßen,besucheneinkleinesMuseumunddiebereits1692erbauteKirche.Heißistes,trotzderHöhe,aberauf der hübsch angelegten Plaza finden wir ein schattiges Plätzchen und beobachten die umherfliegenden Sittiche.Währendunsereszweitägigen Aufenthaltshatesabundzuheftiggewittertundgeregnet,sodasswirnachunserer Abreise wiedereinigeweggeschwemmtePistenabschnitteinKaufnehmenmüssen.EsgehtweiternachNorden,anSeclantesvorbei, dannaufdieRuta42,diespäterdurchdenNationalpark„LosCardones“führt.EsisteineschöneLandschaftmitterrakotta-farbigenBergen,abervonCardones(Kandelaber-Kakteen)istnichtvielzusehen.Diewerdenunsvielweiternördlichinder „QuebradadeHumahuaca“umsoschönerbegegnen.KurzbevorwireinenNachtplatzfinden,fegteineRegenfrontüberuns hinweg,undwirmüsseneineschlammigePassageüberwinden(sieheEingangsvideo).Erst,alswirdiehinterunshaben, kommtderGraderundmachtsiefürNormalfahrzeugewiederpassierbar. AnderKreuzungRuta42/33treffenwirauf Andrea undDirk,undwirbeschließenspontan,gemeinsamden(netten)NachmittagundAbendzuverbringen.Hierauf3.000m HöheistdieLuftbereitsetwasdünner,undKoka-TeeistnununsertäglichesGetränk.AmnächstenMorgenverabschieden wirunsvondenbeidenundfolgenderRuta33durchdieBergezurücknachSalta. AmPass„PiedradelMolino“erreichenwir mit3.457mdenhöchstenPunkt.EsgehtnunaufeinerrechtgutenPistewiedersteilbergab,zwarmitvielenengen Serpentinen, aber immer durch eine wunderschöne Gebirgslandschaft.
Zur „Laguna de los Pozuelos“SaltalassenwirrechtsliegenundübernachteninLaCalera,umamnächstenTagweiterderRuta9nachNordenzufolgen. DochdieistabhierbisSanSalvadordeJujuyfürgroßeFahrzeugegesperrt.DerKontrollpostenistnichtbesetzt,wirwerden nichtaufgehalten,alsowagenwires–umzukehrenhätteeinen150km-Umwegbedeutet.Eswirdeinenervenaufreibende 30km-Fahrtaufeinspuriger,kurvenreicherStraße.FürdieschöneLandschafthabenwirkeinenBlick,dawirständigauf entgegenkommendeFahrzeugeundtiefhängendeÄsteachtenmüssen.Erleichterterreichenwirnach2Stundendie ProvinzgrenzezuJujuy–undeinenPolizeiposten.Wirbefürchten,eineStrafeaufgebrummtzubekommen,aberwider ErwartendürfenwirunsereFahrtfortsetzen.Ja,wieschonmehrfachvonunsbeobachtet,hatdieargentinischePolizeiihr Verhalten gegenüber Touristen deutlich geändert.DieProvinzhauptstadtJujuyumfahrenwir,undnungehtesschnellbergaufdurcheinUNESCO-Weltnaturerbe,die„Quebrada deHumahuaca“,einelangeSchlucht,diesichnachNordenbiszurbolivianischenGrenzeerstreckt.Intensiv-farbige BergformationenziehensichdieSchluchtentlang,gesprenkeltmitriesigenKakteen.Vondenkleinenhistorischen OrtschaftenentscheidenwirunszumBleibenfürHumahuacaauf2.940mHöhe.MitunsaufdemCampingplatzsindBille undThomas,diewir2017inYucatan,Mexikokennengelernthaben–kleineReisewelt.DieStadtwurde1591aufden FundamenteneineraltenInka-SiedlungvondenSpanierngegründet.SieisteinLabyrinthausschmalenGassen,gesäumtvon kleinen Adobe-Häusern,mitderPlazaundihrerhübschenKirche„LaCandelaria“alsMittelpunkt.VieleMenschenreihensich davor,umzwecksSegnungzumAltarzugelangen.Allesistwunderschönbunt‑dieindigeneBevölkerungundihre HandwerksarbeitenerinnernunssehranBolivien.WirbummelndurchdieGassen,besuchendenFriedhofunddasetwas skurrile„MonumentderUnabhängigkeitArgentiniens“oberhalbderStadt(hierimNordenwurdenimUnabhängigkeitskrieg gegendieSpanierentscheidendeSchlachtengeschlagen).WirlassenunsleckereEmpanadasschmecken,undwiedermal gibt es 1 l Bier dazu – uns gefällt es hier.FrühstückgibtesamnächstenTagdraußenbei10GradLufttemperatur,aberherrlichstemSonnenschein.Genausowiewir, wollenauchBilleundThomaszur„LagunadelosPozuelos“,einSalzsee,berühmtfürseinevielenFlamingos,ineinem HochbeckenderPunaauf3.635m,unweitderbolivianischenGrenze.InAbraPampabiegenwiraufdieRuta7ab,eine üble,schmalePiste,diesichbisauf3.600mdurchdieBergewindet.WirerreichendieRangerstation,erhalteneinige Informationen,auch,dassesvieleFlamingoszusehengäbe.Nurnoch7kmsindesbiszumParkplatzvorderLaguna,in tiefzerfurchten Fahrspuren, die die Ruta 7 als Autobahn erscheinen lassen; wir kommen nur im Schritttempo voran.DieAusdehnungder„LagunadelosPozuelos“schwanktstarkmitihremWasserspiegel:DiemaximaleAusdehnungamEnde derRegenzeit(März,April)kann25KilometerinNord-Süd-Richtungund9KilometerinOst-West-Richtungbetragen.Und dieseMaximalausdehnunghatauchdieLagedesPlatzesbestimmt,abdemesnurnochzuFußweitergeht.Jetztzur TrockenzeithatsichderSeesehrweitzurückgezogen,sodasswirca.1½Stundenlaufenmüssen,umauchnurindieNähe desWasserzugelangen.Umeskurzzumachen:DerzumSchlusssehrschlammige,mitkleinenFlüssendurchzogeneWeg dorthinbeschertunszweiPaardickmitMatschverkrusteteSchuhe,aberkeineFlamingos,diemanbestenfallsinmehreren KilometernEntfernungerahnenkann–wirwollennichtdarübersprechen!Immerhinbegegnenunswiederdiehübschen, grazilenVicunas.WirübernachtenanderRangerstationundsitzenamnächstenMorgenbei5Grad,aberstrahlendem SonnenscheinmitBilleundThomasundeinemPaarausÖsterreichlangezusammen,führenteilskontroverse,aberimmer sehrangenehmeGespräche.Unisonosindsichalleeinig:AlleinwegendesgemütlichenBeisammenseinshatsichdieFahrt hierher gelohnt. Sch……. auf die Flamingos!
NacheinersehrstürmischenNachtgehterfreulicherweisedieSonnehinterdenBergenüberdemSalarauf,undneugierige Vicunasbeäugenuns.Nunsindesnurnoch25kmbiszurwohltuendenAsphaltstraße,derRuta52,diezumGrenzpassPaso deJamahinaufführt.InderFernetauchenbereitsdiemitSchneebedecktenGipfelderVulkaneinChileundBolivienvor uns auf.Andersalsnochvor12Jahren,alssichdiechilenischeGrenzkontrollenochinSanPedrodeAtacamabefand,findenheute dieGrenzformalitätenvonArgentinienalsauchChileineinemGebäudeimGrenzort(10Häuser,1Tankstelle)Jamastatt. Allesistrechtgutorganisiert.ZumSchlusserfolgtdannnochdieLebensmittelkontrolleimFahrzeug.DerZollbeamtehaut energischeinEiaufunserenKüchenschrank,prüfttatsächlich,obdieEierauchwirklichgekochtsind,wiewiresbehauptet haben. Na, das hätte eine Schweinerei gegeben, wenn wir gelogen hätten!Argentinien, vorerst adieu! Was wir Überraschendes in Chile erlebt haben, erfahrt Ihr im nächsten Bericht.Bis dahin viele Grüße,Bettina & Rolf(Copiapó/Chile, im Februar 2020)