Ein Stück Chile - Februar 2020Über den Andenhauptkamm nach San Pedro de AtacamaWirsindwiederinChile,einLand,daswirauchschonaufunserererstenSüdamerikareisezugroßenTeilenbereisthaben. DerGrenzübergangaufdemPasodeJamaistimVergleichzuvor13Jahrennocheinfachergeworden,undwirwerdenzügig abgefertigt. AberinzwischenistesspäterNachmittag,undwirbeschließen,ca.50kmhinterderGrenzeinmittenderüber 6000mhohenBergeder Anden-Hauptketteauf4400mdieNachtzuverbringen.IneinerSenkegegenüberderLaguna Agua NegrafindenwiretwasSchutzgegendenstürmischenundkaltenWind,umgebenvondenmächtigenVulkaneninChileund Bolivien,derenGipfelauchimSommerschneebedecktsind.DieLuftistverdammtdünnhierauf4400m,einnurkurzer SpazierganglässtunsschondieZungezumHals’raushängen,außerdemesistkalt.AmAbendziehenbeiTemperaturen knappüberNulldunkleWolkenauf,undesbeginntzuregnen.AberinunseremgeheiztenGroßraum-Apartmentistes gemütlich: Trotz der großen Höhe werkelt unsere Heizung (die mit einem „Höhenkit“ ausgerüstet ist) klaglos vor sich hin.AmMorgendanneineÜberraschung:Eshatbiszuunsherabgeschneit,undamAutohängenEiszapfen–brrr!‑,dochdie FahrtdurchdieverschneiteGebirgslandschaftisteinfachgrandios!Aufca.4800merreichenwirdiePasshöhe.Einige Straßenabschnittedorthinaufsindvereist,undHilfeistvorerstnichtzuerwarten,dennnebeneinigenLKWsistauchden Streuwagenbereitsverunglückt.Unsgelingtes,langsamauchdievereistenAbfahrtenzumeistern,doch entgegenkommende,schwerbeladeneLkwshabenkeineChance‑dahilftnurwarten!WestlichderPasshöheerreichenwir erstaufca.3200mdieSchneegrenze.Bolivienisthiersonahe,dasswirunterunsdie„LagunaVerde“sehen,anderwirvor 12 Jahren, beim Befahren der legendären „Lagunen-Route“ hinauf zum Salar de Uyuni, eine schöne Zeit verbracht haben.BaldliegtdasbereitszurAtacama-WüstegehörendeweiteTaldesRioSanPedromitseinenOasentiefunteruns,unddie Straßefälltaufnur40Kilometernumsatte2300m!IneinerdieserOasen,inSanPedrodeAtacama,findenwirfürdie nächsten7TageunserenStandplatzaufeinemkleinenCampingplatzimfußläufigenBereichzumOrtszentrum.Dasdritte Malsindwirnunhier,dochSanPedroistunsimmereineReisewert.Ja,derOrtistnochtouristischergeworden: Tourenanbieter,SouvenirlädenundRestaurantsohneEnde.AberesistaucheinangenehmerOrtzumVerweilen.Vor12 JahrenwarenwirdasletzteMalhier,undwirregistrierensehrpositiv,wiegutesdenStadtväterngelungenist,dasFlairdes kleinenOrteszuerhalten:DieeinstöckigenHäuserunddiesieumgebendenMauernsindimmernochausschließlichaus Lehm(Adobe)gebaut,unddieStraßensindimmernochsandigePisten.DieKehrseite,auchdesextremtrockenenKlimas und des ständig wehenden starken Winds: Es ist in San Pedro unmöglich, staubfreie Luft zu atmen.DasWichtigstefürunsistjedoch,dasswirhiermitunserenSchweizerReisefreundenRosemarieundWernerverabredet sind,diewir2012inLaoskennengelernthaben,undmitdenenwirseitdeminKontaktgebliebensind.Dreiwunderbare, lustigeAbendeverbringenwirmitihnenundweiterenFreundenundfeiernWerners70.Geburtstagnach.Natürlichgibtes unglaublich viel zu erzählen.ZumperfektenTiminggehörtauch,dasswiramSamstag,den2.FebruareineProzessionzuEhrender„Virgendela Candelaria“miterlebendürfen.BevordiesehrfantasievollkostümiertenMenschensichderProzessionanschließen,lassen siesichinderbereitsim17.Jh.erbauten„IglesiadeSanPedro“segnen.Heiß,sehrheißistes,aberdieMenscheninihren dicken,schwerenKostümenziehentrotzdemunermüdlichsingendundtanzend,beginnendbeiderPlaza,durchdieStraßen des ganzen Ortes ‑ ein tolles Spektakel.
Durch die AtacamaRosemarieundWernersindnachNordchileabgereist,undauchwirreißenunsnacheinerWochedekadentemSchlendrian vondenVerführungenderStadtendlichlos.DiePazifikküsteistunserZiel,dochbevorwirdorthinaufbrechen,stattenwir nochzweiSehenswürdigkeiteninSanPedrosUmgebungeinenBesuchab:Dem„ValledelaLuna“,dem„TaldesMondes“, dasmitseinerbizarren,unirdischenLandschaftauserodiertemGestein,mächtigenSanddünenundSalzablagerungender OberflächedesMondesgleichensoll.WährendsichinSanPedrodievielenTouristennocheinigermaßenharmonischindas Stadtbildeinfügten‑StädtesindnuneinmalOrtehöchsterMenschenkonzentration–,lassendievielenBussemitHordenvon Selfie-TouristenhierdraußenineinerLandschaft,dieinihremnaturgegebenZustandmenschenleerseinsollte,unsere Aversion gegen Massentourismus kräftig wachsen.ÄhnlichgehtesunsmitdenGeysirenvon„ElTatio“,diewirnach12Jahrennocheinmalbesuchen.Vieleshatsich verändert:ZuunsererÜberraschungistdiealteübleLKW-WellblechpistedurcheineaufweitenAbschnittenrecht ordentlicheersetztworden,sodassauchderFahrerdieschöneLandschaftgenießenkann.DieBergesindmitkurzen Grasbüschelnbewachsen,dieinderSonneinGrün-undGelbtönenleuchten.NureineStundeFahrtkatapultiertunswieder auf4000m,1,5kmhöheralsSanPedro.IndenFeuchtgebieten,diewirpassieren,sehenwirFlamingos,Andengänseund RiesenrallenmitihrenJungtieren.InMachuca,einerwinzigenAnsiedlungaus10Häusern,lassenwirunsleckereKäse-Empanadasschmecken.ErstamspätenNachmittagerreichenwir„ElTatio“auf4300mHöhe.Wirübernachtenhieroben, findenallerdingsaufgrundderHöhe,diewirwiedereinmalvielzuschnellerreichthaben,kaumSchlaf.Um05:15hklingelt derWecker,dennwirwollensofrühwiemöglichbeimGeysirfeldsein.DochohSchock!Allesistnunstrengreglementiert, wasaufgrunddervielenBesucherdesweltweithöchstengeothermischenFeldesmitmehrals80Geysiren,heißenQuellen undSinterterrassenaucherforderlichgewordenist.DiehättendiealtePistesolassensollenwiesiewar–dannwärendie 100PKWsschon’malnichthier!WirfahrenzumangegebenenParkplatzundwartenKoka-Teetrinkendaufden Sonnenaufgang.UnddanngehtesbeiNullGraddickeingepackthinaus.DieGeysirejagenkontinuierlichheißesWasser,aber hauptsächlichDampfindieLuft,wasimGegenlichtderaufgehendenSonnezugegebenermaßeneinHighlight(hihi)ist.Wir sindaucheinzweitesMalbeeindruckt–wärendanicht….sieheoben.EnttäuschtistBettina,dasssiedenwarmenPool nicht, wie noch 2008, ab 10:00 h für sich alleine hat ‑ …. siehe oben.GegenMittagverlassenwirElTatioinRichtungCalama,kommennocheinenSchnapshöherbisauf4500m,bisesdann endlichwiederbergabindiedicke(re)Luftgeht.Ander„LagunaInkaKoya“,einemtiefblauen,fastkreisrundenMini-See mitteninderWüsteistessoschön,dasswirbeschließenzubleiben.Undesistwiederheißgeworden‑dieWinterkleidung wirdzurückindenKellerverbannt.DasGründeskleinenOasenortsChiuChiuisteine Augenweide.Gemütlichister;esgibt einehübschePlazaunddieältesteerhalteneKircheChilesausdemJahre1616liegtihrgegenüber.Deckenbalken,Türen undFensterbestehenausKaktusholz,unddieWändesindzumSchutzvorErdbeben(diehier,ohneÜbertreibung,ander Tagesordnung sind) über 1 m dick.WirkommennunimmerweiterindieriesigeAtacama-Wüste,diesichüberca.1200kmzwischendenStädtenTacnaim SüdenPerusundCopiapoimNordenChileserstreckt.DieAtacamaistdietrockensteWüstederErdeaußerhalbder Polargebiete. AneinemMorgenzeigtunsereWetterstationnur3(inWorten:drei)ProzentLuftfeuchtigkeitan.Nunbenötigt frauwiederMengenanFeuchtigkeitscreme.KurzhinterChiuChiubesuchenwireineSehenswürdigkeitderbesonderen Art, undzwareinensichübereinriesiges ArealerstreckendenHundefriedhof.DieGrabstellender,nachdenzahlreichenKreuzen zuurteilenausnahmsloschristlichen,VierbeinersindvonihrenBesitzernliebevollgestaltet.Calamaumfahrenwir weiträumig,geratenimmerweiterindieSand-,Geröll-undSalpeterwüsteder Atacamahinein.Dieextremlebensfeindliche Atacamawärewohlniemalserschlossenworden,wennsichhiernichtenormeVorkommenanBodenschätzenwieKupfer, Lithium,Gold,SilberundPlatinfindenließen.DassunsvieleLKWsbegegnen(ja,wirsehensogardeneinenoderanderen MAN),unglaublichvieledavonsindSchwefelsäuren-Tanker,überraschtnicht,denneineMine,insbesondereKupfermine, reihtsichandienächste.Deren ArbeiternhatmaneinRiesendenkmalausblankemKupfergesetzt,dassichindertrockenen Luftweigert,Grünspananzusetzen!ManmussdiemittelgebirgsähnlichengigantischenAbraumhaldenmiteigenenAugen gesehenhaben,umdannzubegreifen,dasssievonMenschenhandgemachteGebildesind.DiedahinterliegendenTagebau-MinenundihreenormenAbmessungen(„…weltweitgrößtesLochinderErde…“)wareneinstSehenswürdigkeiteninsich: Wirhaben2008staunendvordemgigantischenKupferminenlochimErdbodenbeiChuquicamatagestanden.Aus unbestätigterQuelleerfahrenwir,dassdieseBesichtigungennichtmehrmöglichsind:DieBergbaugesellschaftenfürchten denGesinnungswandelderBesucher,die,nunmitTränenindenAugen,dieVergewaltigungvonMutterErdedurchdas Riesenlochbeklagen…!Wasdennochkaumjemandendavonabhält,sichjährlichdasneuesteSmartphonezuzulegen,wasja bekanntlich für die Herstellung etwas Kupfer benötigt.WirübernachtennebenderehemaligeSalpeterstadtChacabuco,diezwischen1922und1924errichtetwurdeundbis1938 produktivwar.Salpeteristeinnatürlicher(aberwederbiologischnochnachhaltig....)Rohstoff,deru.a.fürdieHerstellung vonSchießpulverundDüngemittelunverzichtbarwar.Chacabucowarmit5000Einwohnerndiegrößtevoninsgesamt130 Salpeterstädteninder Atacama-Wüste,diesich,beginnendmitderEntwicklungkünstlichenNitratsinDeutschlandwährend des1.Weltkrieges,alleallmählichinGeisterstädteverwandelten.ImGedenkenandieseseinerzeitfürChilesehrwichtige IndustrieepochewurdeChacabuco1971zumhistorischenNationaldenkmalerklärt.NachdemMilitärputschvon1973durch GeneralPinochetbenötigtedieArmeeeinKonzentrationslagerfürpolitischeGefangene,undmanerinnertesichfreudigan dierelativguterhaltenenGebäudevonChacabuco!EinMinengürtelundeinigeHundertbisTausendKilometerwasserloser EinödeinjedeHimmelsrichtungmachtedieehemaligeSalpeterstadtzueinempreiswertenGefängnis–esgabkein Entrinnen.Dassdasdeutschsprachige(!)Informationsblatt,daswiramnächstenTagbeiderBesichtigung(wirsinddie einzigenBesucher)erhalten,diesenfinsterenAbschnittausChacabucosGeschichtenurmiteinemkurzenSatzerwähnt, bestätigteinenEindruck,dersichunsschonhäufigeraufgedrängthat:DieChilenensindweitdavonentfernt,das MilitärdiktaturkapitelihrerGeschichteaufgearbeitetzuhaben.Dereinsame Aufpasserüberdasriesige Arealderehemaligen SalpeterstadtkonfrontiertunsstattdessenmitdenHintergründenderjüngstenUnruheninChile.UndseinePrognose:Sobald dieSommerferienzuEndegegangensindundalleChilenenwiederzuHausesind,werdendieUnruhenwiederaufflammen. DieletztenNachrichtenbestätigenihn!Übrigens:DieerstenSalpeterminenhabenwiedergeöffnet,denndermoderne GrüneGärtnerinder1.Welthatentdeckt,dassseineRadieschenmitderChemieausderErdebesserwachsenalsmitder aus der Chemiefabrik!DieStraßehinterChacabuco,hinunterzurKüste,istsehrgut.Vielleichtzugut,wiemanandenunzähligenGedenkstätten fürUnfalltoteablesenkönnte.InBaquedanomachenwireinenkurzenStopp,besichtigendasalteBahnhofsgeländemit seinenunzähligenausrangiertenKesselwagenzumTransportvonSchwefelsäure,unverzichtbarfürdieKupfergewinnung.Ja, leideristesmitdemgroßenLochimBodennichtgetan….!DasGuteandiesemtrostlosenehemaligen Eisenbahnknotenpunktsindöffentliche,sehrsaubereSanitäranlagen.Klar,dasswirsofortunterdie(Wasser-,nicht Schwefelsäure-)Dusche springen, um den Atacamastaub abzuspülen.
Zum PazifikKurzfristigentschließenwiruns, AntofagastaundinsbesonderedieetwasweiternördlichliegendeHalbinselMejillonesnicht anzufahren.MejilloneshabenwirwegenderdamalsdortheimischenTausendenvonSeelöweninganzbesonderer Erinnerung.AberdieBesuchederTouristen-HotspotsIguazuundElTatiohabenunsgelehrt,energischerunsereneigenen Leitspruch:„KeinezweiBesucheeinerSehenswürdigkeit!“zubefolgen.Wirwissen,dassMejillonesheuteeinNationalpark ist,also:Eintritt(gehtinOrdnung);vermutlichstattderdamaligensehrruppigenPisteeinePKW-freundliche Asphaltstraße mitHeerscharenvonBesuchern;vermutlichkeinfreiesCampenmehrnebendenSeelöwen;vermutlichlauteMusikausden Autos der übrigen Besucher. Nein, diese nächste Enttäuschung brauchen wir nicht.StattdessenquerenwirdieeinsamefantastischeLandschaftdesKüstengebirgesRichtungPazifik.AufhalbemWege übernachtenwiraufeinemMirador(Aussichtspunkt)auf1700mHöhe,unterunsin10kmLuftlinienentfernungglitzertund gleißtdasMeer.Zum AbendhinsteigtNebelvomkaltenHumboldtstrom(derauchnahezujedenNiederschlagverhindert)zu unsempor;baldschließtsichdieWolkendeckeunteruns,undwirunddieunsüberragendenBerggipfelschwebenüber einemdickenWatteteppich.KeinMeereshorizont,hinterdemdietieforangefarbeneSonneuntergehenkönnte. Amnächsten MorgenlösensichdieWolkenbaldauf,undnacheinerkurvenreichenAbfahrtdurcheinevollkommenvegetationslose BergwelterreichenwirdiePazifikküste.EndeNovember2019habenwirinMontevideoamAtlantikdenSüdamerikanischen Kontinentbetreten,und2½MonatespäterbegrüßtunsnunderPazifik.FreudigüberraschtsindwirvomgutenZustandder Küstenstraße. Vor 12 Jahren mussten wir uns hier mit 15 km/h über eine ganz üble Piste quälen.Parallelzumbiszu3000mhohenKüstengebirgeführtdiePisteknappoberhalbderwild-zerklüftetenFelsenküsteRichtung Süden.EinigeTagebleibenwir,entdeckeneinsameStellplätze,interessanteFotomotivevonLandschaftundMeeresfauna unddasallesbeibestemWetter.AufHundertenvonKilometernsehenwirnureineHandvollMenschen,überwiegend Tangsammler,dieunterEinsatzvonGesundheitundLebendiesenNaturstoffausdergefährlichenBrandungholen. GetrocknetverkaufensieihnfüreinpaarCentproKilogrammüberZwischenhändleru.a.andieKosmetikindustrie,diedie Tangextraktez.B.inihrenFeuchtigkeitscremesschließlichfüreinVermögenproKubikzentimeterandieEndverbraucher bringt.NichtszeigteinemdieSegnungenderGlobalisierungdeutlicheraufalseineReisedorthin,wounverzichtbare RohstoffevonMenschenaufdenunterstenGesellschaftssprossennochheutemitMethodenausAdamsundEvasZeitengewonnen werden.Wirwerdennichtmüde,immerwiederPelikanezubeobachten;nachtshörenwirSeelöwenbrüllen‑dasMeeransoeiner unwirtlichenKüsteistunglaublichfaszinierend.DieblaueWasserflächeerstrecktsichbiszumHorizont,bisdorthin,wo Afrikaliegt.DieBrandungbrichtsichandenwildzackigenFelsen,TangteppicheundkleineInselnwerdenüberspült,wieder freigegeben, und das Naturwechselspiel beginnt von neuem ‑ und ist niemals gleich.AufderWeiterfahrtnachSüdenparkenwirimSchatteneinesSteilhangszumFotografieren.Plötzlichhörenwireinsehr lautesGrollenwievon100LKWs,dieindernächstenSekundeumdieKurvebiegenwerden.DocheskommenkeineLKWs, aberesbeginntdieErdeheftigzubeben,undgroßeFelsenrollenvomSteilhangaufunsherab!DasGanzedauertnur wenigeSekunden,jedochlangegenug,umunsinAngstundSchreckenzuversetzenundunszueinemNotstartzu veranlassen.DassderSteilhangsichnoch1,5kmnebenunshinzieht,istnatürlicheineSchikane,dochesgelingtuns,per SlalomdieweiterherabrollendenBrockenzuumschiffen.Wirhabendochschonimmergewusst,dassStarrachsenvorneund hinten Garant für eine topp Straßen-(Pisten)Lage sind ;-)Indem10-Häuser-KaffPaposo,eintrostloserVersorgungsortfürdieimweitenUmkreisverstreutlebendenFischerund Tangsammler,füllenwirunserenTankmitKaufwasserauf:Esmussvonweithergebrachtwerden,alsomussesteuersein– undesistteuer.ImFischerortTaltalgewinnenwirdannwiederAnschlussandieZivilisation,dennbishierherwurdedie Asphaltstraßegeführt.DochMutterNaturentlässtunsnicht,ohneunsnocheinmaleinbesonderesSpektakelzubieten:Ein FischwarmhatsichindieBuchtverirrt,undZigtausendevonPelikanen,KormoranenundMöwenstürzensichinsMeer,um sichüberdasBuffetherzumachen.DochauchfürdieMenschenhatderOrteinigeszubieten:Nachdemunsere LebensmittelvorrätewährendunsererZeitander Atacama-Küstebedenklichabgeschmolzensind,findenwirwiederleckeres Vollkornbrot (à la Chile), gutes Obst und Gemüse sowie leckere Käse-Empanadas und Pizzen. Wir schlagen zu.DerNationalpark„PandeAzucar“istunserletztesZielamPazifik.WirverlassenkurzfristigdieKüste,querendas Küstengebirge,umdannwiederzumMeerhinabzuklettern.BaldliegtdieInsel„PandeAzucar(Zuckerhut)“voruns,die demParkseinenNamengab.EineBuchtmitSandstrand,aberohneirgendeinGrünzeug,bietetreichlichPlatzfüreinenfast 3(!)kmlangenCampingplatz.WirbleibeneinigeTage,lernenDoraundHansausderSchweizkennen,klönennett zusammenundtauschenKontaktdatenaus.AufderWeiterfahrtwirddieKüstenachSüdenhinimmerflacher,Badestrände und Wochenendsiedlungen häufen sich, einfach nur hässlich – Zeit, sich neuen Eindrücken zuzuwenden!
Und wieder ruft ArgentinienHinterCalderaverlassenwirdieKüsteunddeckenunsinCopiapo,einwichtigesMinenzentrum,abereineunattraktive Stadt,mitLebensmittelnein.Wirgelangenins150kmlangeTaldesRioCopiapo,derdiesüdlicheGrenzederAtacama-Wüstebildet.DasTalistsehrgrün,eineFlussoasefürGemüse-undWeinanbau.UnserZielistes,aufdemWegzurücknach ArgentinienüberdenPasodeSanFranciscoerneutdie Andenzuüberqueren.VierTageZeitnehmenwirunsdafür,dennwir werdenwiederaufeineHöhevonüber4700mzurückmüssenundwollenunslangsamakklimatisieren.DiePistewindetsich durcheinewunderschöneGebirgslandschaftstetigbergauf:DasersteNachtverbringenwirauf2850m,diezweiteauf3800 mundabdannauf4300m–hechelhechel!AmzweitenTagsehenwirvoneinerAnhöheauf4100mdieschneebedeckten dreiGipfelimNationalpark„TresCruces“vorunsliegen,unddie„LagunaSantaRose“,unserfürheutevorgesehene Nachtplatz,liegtschlappe300m(abervieleStraßenkilometer)auf3800munteruns.WirerreichendenParkeingang,freuen unsanderrelativdickenLuft,unterhaltenunsmitdemRanger:AufgrundunseresfortgeschrittenenAlterssindwirvom Eintrittsgeldbefreit–scheintotzuseinhatmanchmalebenauchVorteile!Damanimgesamten,fast60.000hagroßenPark nurhierinderNähederRangerstationbeieinemRefugioübernachtendarf,bleibenwirtrotzdesüberhöhtenPreisesvon 10.000PesoproPerson.Außerdemisteswunderschönhier,dasWetterweiterhingrandios.AufderLagunasindFlamingos und Enten zu sehen, und der Blick aus unserem Wohnzimmerfenster ist mal wieder ansichtskartenreif.AmnächstenMorgenzeigtdas Thermometer3Can,dieHeizungtrittin Aktion.EineVicuna-HerdeweidetamMorgenneben unsundverabschiedetuns.ZweiTagespätererreichenwirdiechilenischeGrenzstation,dieweitvorderGrenzeliegt,und erledigenproblemlosundmitvielLachendieAusreiseformalitäten.EineWarntafelfordertReisende,dievorkurzemChina besuchthaben,auf,diesdenBeamtenmitzuteilen.BiszurargentinischenGrenzstation,die,vermutlichauspolitischen Symmetriegründen,weithinterderGrenzeliegt,sindesca.140km.NachdemdieChilenenunsentlassenhaben,sindwir praktischvogelfrei–nirgendwomehrerfasst! TrotzdemdürfenwirzwischendenbeidenGrenzpostenübernachten.Baldgeht esoberhalbdesineinemsehrschmalenStreifengrüngesäumtenRioLamasentlang,derhinreichendWasserfüreinen WasserfallbeeindruckenderGrößeführt.DerFlusswirdvondenGletschernderumgebendenBergegespeist–undwohlauch voneinerheißenQuelle,denndasWasseristlauwarm.Immerwiedermüssenwiranhalten,umzufotografieren.Dennvon denabsolutkahlenBergen,derensanfteFarbenharmonischineinanderfließen,sindwirimmeraufsNeuebegeistert.Und wennwirdachten,wirhättenbereitsdieschönstenLagunengesehen,sowerdenwireinesBesserenbelehrt,alsvorunsdie „LagunaVerde“mitihreminderSonneleuchtendentürkisgrünenWasserauftaucht.DereinfacheCampingpatzauf4300m (Chileoderdochschon Argentinien?Nein,nochChile!)dientvorallemBergsteigernalsBasislagerfürden„OjosdeSalado“. Unddahersiehtesauch(fast)auswieamBasislagerzumMountEverest,lediglichdieFahrzeugepassennichtinsBild.Der Bergistmit6.893mderdritthöchsteBergindenAmerikasundderhöchsteaktiveVulkanderWelt.DieLagunaistvon heißenQuellenumgeben.NachlaaaaangsaaaamenSpaziergängen(4300m!!)umdieLagunaherumentspannenwirunsim40 Grad warmen Wasser eines windgeschützten Pools im Refugio.DerGrenzenach ArgentinienmachtsichlediglichdurchdienochdünnereLuft(diePasshöhemitGrenzeliegtauf4.726m) unddurchdieÄnderungderStraßennummerbemerkbar.KurzvorderGrenzstationspringenwirnocheinmalindieheißen Quellender„TermasdelasGrutas“–werweiß,wannwir’malwiederinsoeinerHöheineinemwarmenFlussplanschen können. AnderargentinischenGrenzstationgibteseinProblem:DieComputersindausgefallen,alsokeine Abfertigung!Der Beamtetelefoniert.Wirverstehenwenig,abereinWortganzdeutlich:“Manana!“.DochderBeamteistflexibel.Eswird alleshandschriftlicherledigt,wiefrüher,aufeinemderlanglebigstenDatenträgerderWelt‑Papier.MenschundMaschine bekommen die notwendigen Unterlagen, und wir werden freundlich wieder willkommen geheißen.
UndnunsindwirnachdreierlebnisreichenWocheninChilewiederzurückinArgentinien.Obeshierfürunsnochetwas Neues zu entdecken gibt? Schaun mer mal – im nächsten Bericht!Bis dahin alles Gute, viele Grüße und Euch zuhause einen baldigen Frühling (oder startet Ihr gleich in den Hochsommer?),Bettina & Rolf(Villa General Belgrano/Argentinien, im März 2020)