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Marokkos Südosten Von der Mittelmeerküste nach Figuig (Dezember 2023) Am 30. November 2023 entlässt uns in der Hafenstadt Nador unsere Fähre auf marokkanischen Boden. Ein Land, das Rolf 1972 in einem VW-Käfer (hier liegen die Ursprünge seiner Vorliebe für Allradfahrzeuge) zum ersten Mal bereiste, und wir gemeinsam 1999 mit unserem Toyota Landcruiser erneut besucht haben. Dies ist, immerhin nach einem weiteren Vierteljahrhundert, somit unser 2. bzw. 3. Besuch eines Landes, in dem sich mit Sicherheit vieles verändert haben wird. Wir sind gespannt, wollen unbekannte Gegenden erkunden und bekannte erneut besuchen. In Nador halten wir uns nicht auf, denn es ist, nach den Schwierigkeiten mit dem Entladen der Fähre, bereits sehr später Nachmittag geworden, als wir endlich rollen. Wir müssen uns um einen Nachtplatz kümmern, und das ist nicht so einfach: In der Nähe des Hafens will uns die Polizei nicht übernachten lassen - zu gefährlich: Auch von den Stränden um Nador herum starten nachts Boote mit Asylsuchenden Richtung Lampedusa. Und ein weiterer denkbarer Platz befindet sich mittlerweile in einem militärischen Sperrgebiet. Erst in der Dunkelheit finden wir 40 km östlich von Nador einen freien Platz am Strand, wo wir gemeinsam mit Nese und Bruno, die wir auf der Fähre kennengelernt haben, die Nacht verbringen. Am nächsten Tag trennen sich unsere Wege. Durch eine hügelige Küstenlandschaft erreichen wir Saida, eine Grenzstadt zu Algerien und ein Ferienparadies - für Marokkaner. Die Saison hat noch nicht begonnen, die meisten Hotels und Restaurants sind geschlossen. Uns gefällt die Stadt nicht. Wir tätigen einige Einkäufe, besorgen uns eine SIM-Karte und genießen den ersten marokkanischen Tee. Auf der Fahrt nach Süden kommen wir in das landschaftlich reizvolle, bewaldete Beni-Snassen-Massiv, das für seine Grotten bekannt ist. Eine davon, die "Grotte des Pigeons" wollen wir besichtigen, denn in ihr wurde der weltweit bislang älteste Schmuck (40.000 bis 100.000 Jahre) gefunden. Leider ist die Grotte geschlossen: Ein deutsches TV-Team dreht gerade einen Film, und die Crew will ihre Erkenntnisse trotz unserer regelmäßig entrichteten Rundfunkgebühren nicht mit uns teilen. Auf der Suche nach einem Nachtplatz (vor der Grotte dürfen wir nicht nächtigen) kommen wir in den kleinen Ort Taforalt, wo die Polizei, nachdem wir höflich angefragt haben, es sich nicht nehmen lässt, uns zu einem sicheren Nachtplatz zu eskortieren. Bislang haben wir keinen Grund zur Klage über marokkanische Behörden! Am folgenden Tag folgen wir über Oujda parallel zur algerischen Grenze der schnurgerade verlaufenden Straße nach Süden. In den kleinen Orten, die wir durchfahren, müssen die Einwohner ihr Trinkwasser mit Eseln, mit dem Fahrrad oder auch zu Fuß aus zentralen Dorfbrunnen holen. Straßenverkäufer bieten vorwiegend Mandarinen an: Es ist Erntezeit. Über viele Kilometer fahren wir an Olivenbaumplantagen vorbei. Alles muss bewässert werden, und der Grundwasserspiegel sinkt von Jahr zu Jahr. Wir queren ein dünn besiedeltes Hochplateau mit spärlicher Vegetation. Auf einer Höhe von 1500 m versucht man es mit Kiefer-Aufforstungen, allerdings mit mäßigem Erfolg. Wir erreichen unser südöstlichstes Ziel, die große Oase Figuig, der letzte Ort vor der algerischen Grenze, die seit Jahren aufgrund des Konfliktes zwischen beiden Ländern geschlossen ist. Je näher wir der Grenze kommen, umso häufiger finden Passkontrollen statt. Im 17. Jahrhundert war Figuig ein wichtiges Karawanenzentrum. Heute ist Oasenfeldbau die Haupteinnahmequelle: Obst- und Gemüsekulturen, sowie 200.000 Dattelpalmen. Die Bewässerung erfolgt aus 30 artesischen Quellen. Offensichtlich gibt es Probleme mit der Wasserversorgung (Genaueres bleibt uns verborgen), denn am nächsten Morgen erleben wir eine friedliche Demonstration, mehrheitlich von Frauen, vor der örtlichen Verwaltung, bei der es in irgendeiner Weise um Wasser geht. Unsere erste Befürchtung, dass es sich um eine Pro-Palästina-Kundgebung handeln könnte, bewahrheitet sich Gott sei Dank nicht. Figuig besteht aus mehreren Ksour (befestigte Dörfer; Singular: Ksar), von denen wir einige besuchen. Aus den Lehmdörfern mit ihren verwinkelten, sehr engen und teils überdachten Gassen finden wir manchmal nur mit Hilfe des GPS hinaus wenn denn unser GPS-Gerät wieder Blick auf den freien Himmel hat. Figuig gefällt uns: Die Menschen sind sehr freundlich, und der Ort beherbergt viel Sehenswertes. Und der über den Tagesverlauf mehrfache Ruf des Muezzin, auch der erste um 5 h morgens, gibt uns ein Gefühl von Vertrautheit, zurück in der muslimisch-arabischen Welt zu sein.
Ab in die Wüste – 1. Akt (Dezember 2023) Mit einem Gefühl von Abschied verlassen wir Figuig auf einer exzellenten Straße nach Westen, entlang der teils nur wenige hundert Meter entfernten algerischen Grenze. Auf dem Weg nach Meski geht es viele Kilometer an Dattelpalmen- Neupflanzungen im großindustriellen Maßstab vorbei. Liebe Marokkaner, woher wollt Ihr bei sinkenden Grundwasserspiegeln das Wasser hernehmen!? In Meski setzen wir den Blinker links (nach Süden) und kommen in das berühmte Flusstal des Tafilalet, größte zusammenhängende Dattelpalmenoase Marokkos und Weltkulturerbe. Ihre Existenz verdanken die Palmen den Flüssen Ziz und Rheris. Allerdings haben Dürreperioden, übermäßige Wasserentnahme, ein in Folge sinkender Grundwasserspiegel und der Bajoud (ein Schlauchpilz) den Dattelpalmen in ganz Marokko enorm zugesetzt: Die Vielzahl abgestorbener Palmen springt uns sofort ins Auge. Wir besuchen das kleine Dorf Zouala und spazieren auf schmalen Pfaden durch die oft stark ausgedünnten Palmenhaine. Weiter südlich besuchen wir den alten Ksar Maadid, der bis heute bewohnt ist. Muße haben wir nicht, da die Kinder hier extrem aufdringlich sind (und unser Wagen an der Straße parkt). Rolf als Kenner der Kindererziehung versteift sich zu der These, dass unmittelbar nach der Geburt, wenn das Baby der jungen Mutter zum ersten Mal an die Brust gelegt wird, diese den Nachwuchs mit einem Wiegenlied: „Donne-moi un Dirham; .... un stylo; ...un bonbon (Gib mir einen Dirham; ... einen Kugelschreiber; ... ein Bonbon!)“ beruhigt. Im bisher von uns bereisten Teil Marokkos sind die meisten (auch jungen) Frauen verschleiert. Wir erreichen schon bald die Kleinstadt Rissani. In ihrer Nähe wurde im 8. Jahrhundert die alte Hauptstadt Sijiilmassa gegründet, die älteste muslimische Siedlung Marokkos. Dabei geholfen hat ihre Lage an einer der größten Handelskarawanenrouten Nordafrikas. Mitten in der Stadt, vor dem Eingangstor des Ksar Moulay Ismail, können wir übernachten. Hinter dem einzigen Portal des überdachten Ksar laufen wir durch enge Gassen, die an ein Labyrinth erinnern. Der Besuch des Souk beginnt etwas nervig: Verkäufer verfolgen uns, um ihre Waren anzupreisen, lassen aber, nach mehrfachem deutlichen „Non!“, schließlich von uns ab. Das hat sich im letzten Vierteljahrhundert zum Besseren geändert: 1999 wurde man die Plagegeister nicht los! Immerhin verlassen wir mit je 2 kg Datteln, Mandarinen und Granatäpfeln den Souk. Ein Grund unseres Stopps in Rissani ist der große Sonntagsmarkt, der hinter dem Souk im Freien abgehalten wird. Viele Händler aus der Umgebung treffen per Auto, Motorrad, Eselskarren oder auch zu Fuß ein, um ihre Waren anzubieten. Wir genießen den Rundgang über den quirligen Markt, decken uns mit Obst und Gemüse ein, denn nun soll es „in die Wüste“ gehen. Hinter Rissani fahren wir nach Südosten. Schon bald sind in der Ferne die Spitzen der bis zu 100 m hohen Dünen des Erg Chebbi zu sehen, Marokkos größtes zusammenhängendes Sandwüstengebiet. Wir suchen einen abgeschiedenen Platz inmitten der Dünen, doch das gestaltet sich in der vermeintlichen Abgeschiedenheit als schwierig: Entlang der Dünen reiht sich ein Touristencamp an das nächste. Nach kräftiger Reduktion des Reifendrucks finden wir dann aber doch noch einen hübschen Platz zwischen Düne 185 und 186. Endlich Stille und fantastische Ausblicke auf die elegant geschwungenen Sandrücken. Dass wir nicht allein sind, zeigt sich am nächsten Morgen: Auf Düne 184 sitzt ein Marokkaner, der sich zu uns an den Frühstückstisch gesellt und seine Souvenirs im Sonderangebot auf dem Sand ausbreitet. Wir geben ihm Mandarinen und zu verstehen, dass wir nicht an einem Kauf interessiert sind. Er verabschiedet sich höflich, wünscht uns eine gute Reise und verschwindet hinter Düne 187. Wanderungen durch Dünengebiete sind für uns immer wieder ein wunderbares Erlebnis. Und obwohl wir auf unseren Reisen bereits sehr viele Kamele gesehen haben, sind diese Tiere für uns immer noch exotisch und faszinierend, und wir freuen uns über Begegnungen mit (natürlich nicht herrenlosen) Herumstreifern. Bei Merzouga, Touristenhauptort auf der Westseite des Erg Chebbi, beobachten wir, was offensichtlich für viele Besucher besonders wichtig ist, nämlich per Quad oder Motorrad die Dünen `rauf und `runter zu düsen. Besonders Quads sind zu einem beliebten "Outdoorsport" geworden. Noch ist keine Saison. Was dann hier los sein wird, möchten wir nicht erleben! Merzouga, unmittelbar am Rande der Sande, hat aber durchaus auch seine angenehmen Seiten: Kinder betteln nicht, Verkäufer nerven nicht. In Ruhe kaufen wir ein, schlendern durch den Ort, bewundern kunstvolle schöne Adobe- (Stampflehm-)Bauten und genießen marokkanischen Tee.
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Zwischen-Fazit: Bisher sind unsere Erwartungen, die wir sehr tief gehängt hatten, übererfüllt worden: Das Wetter war in den 1,5 Monaten unseres bisherigen Aufenthalts im Vergleich zu dem, was wir aus der Heimat hören, einfach nur Balsam. Marokko, bei aller wohlorganisierten Modernität, ist auch für Weitgereiste (Fotografen) immer noch exotisch genug, um Freude zu bereiten. Der Durchschnittsmarokkaner begegnet dem Touristen, deren Zahl um diese Jahreszeit in den bislang besuchten Landesteilen sehr überschaubar ist, ausgesprochen freundlich. Das Verkaufsgebaren der Händler schrammt manchmal am Nervigen vorbei, ist aber überwiegend erträglich, vor allem im Vergleich zu den Verhältnissen vor 25 Jahren. Ein „Pain in the Ass“ sind die bettelnden (und teilweise schon wieder Steine werfenden) Kinder, die nach unserem Eindruck (wie bei uns auch) manchmal ihren Eltern zu entgleiten scheinen. Um es norddeutsch zu sagen: Bislang haben wir nicht das Gefühl, mit der Wahl des Reiseziels etwas Falsches getan zu haben. Wir wünschen Euch viel Freude mit unserem Bericht und den Fotos, Bettina & Rolf (Marrakesch/Marokko, im Januar 2024)
Auf der Piste Taouz>>Zagora/Marokko 2023 Auf der Piste nach Zagora/Marokko
--FOUM ZGUID-- Marokko
-----FIGUIG----- Marokko
----NADOR---- Marokko
Ab in die Wüste – 3. Akt (Dezember 2023) Nach 6 Tagen verabschieden wir uns von den Reisefreunden, die in jeweils andere Richtungen ihre Reisen fortsetzen. Wir folgen der Straße nach Süden, die im von Versandung bedrohten M'hamid endet. Der Ort ist unattraktiv und sehr staubig, aber im „Supermarkt“ gibt es Tortillas und Weißbrot, das perfekt zum von zuhause mitgebrachten Käsefondue am Abend passt (Dekadenz, lass nach!). Unser Ziel ist das Dünengebiet des Erg Chegaga im Westen, also heißt es am nächsten Morgen: Zurück auf die Piste. Die Gebirgskette des Djebel Bani, die sich über fast 300 km nach Westen hinzieht, begleitet uns ab jetzt im Norden. Bald queren wir ein tiefsandiges niedriges Dünengebiet, bevor wir auf einer steinigen Piste ziemlich durchgeschüttelt werden. Rolf hat dazugelernt und setzt den Reifendruck wieder herauf. Das Stricken während der Fahrt hat Bettina aufgegeben: Wer will schon einen Lochmuster-Pullover tragen? Nach Stunden erreichen wir einen Dünengürtel. Die Piste setzt sich in nur ca. 1 oder 2 km Entfernung auf der anderen Seite fort, aber die kabbeligen, dicht hintereinander liegenden kurzen Dünen erlauben ein Durchkommen mit unserem Wagen nicht. Wir sind eher Spezialisten für große Dünen …. ;-) Am folgenden Tag finden wir eine Passage, hinter der es auf übler und steiniger Piste weitergeht. Nach einer kurzen Rast in der Oasis Sacrée erreichen wir nach 4 ½ Stunden die bis zu 100 m hohen Dünen des Erg Chegaga. Auch hier gibt es einige Touristencamps, aber weitaus weniger und vor allem kleiner als im Erg Chebbi. Wir finden sehr schöne und einsame Stellplätze vor der Kulisse der großen Dünen. Immer wieder begeistert uns das Wirken von Mutter Natur: der Schwung der Dünenkämme und die abstrakten Wellenmuster der Sandoberflächen, (noch) unbeeinflusst durch den Menschen. Wir genießen das gute Wetter (nachts kühl bis sehr kühl (5 C), tagsüber angenehm warm bei 24 C und nur 20 % Luftfeuchtigkeit), die täglichen Dünenspaziergänge und erfreuen uns an den vorbeiziehenden Kamelen, meist mit Touristen auf dem Weg zum Sonnenauf- oder untergang. Manchmal stellt sich sogar die Lautlosigkeit der Wüste ein, wenn nicht gerade Touristen mit laut lärmender (und passenderweise indischer) Musik aus Smartphones durch die Dünen trampeln. Wir brechen unsere Zelte ab und suchen uns 30 km weiter westlich in einem abgelegenen Teil des Erg einen neuen Platz. Perfekt, um das neue Jahr zu begrüßen. Nach 5 Tagen verlassen wir den Erg Chegaga und machen uns auf die mühsame Fahrt nach Foum Zguid. Die Querung des riesigen Trockensees Lac Iriqi ist problemlos, aber dahinter beginnt eine brettharte, steinige, extrem verworfene Piste, die unsere volle Aufmerksamkeit verlangt. Wir sind ziemlich erledigt, aber erleichtert, als wir nach 50 km und 5,5 Stunden die Asphaltstraße kurz vor Foum Zguid erreichen. Es ist ein angenehmer Ort und beliebter Zwischenstopp auf der „Rennstrecke“ von und zur Atlantikküste. Wir nutzen die Zeit zum Entspannen, Körper- und Wäschepflege und für Einkäufe im kleinen Zentrum des Ortes. Hübsche Cafés laden zum Verweilen (= Teetrinken) ein. Erst nach drei Tagen geht es wieder auf die Reise, doch darüber mehr im nächsten Bericht .
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Ab in die Wüste – 2. Akt (Dezember 2023) Es geht weiter bis Taouz. Wegen der Grenznähe werden unsere Reisepässe mehrfach von stets freundlichen Beamten kontrolliert. Bald endet die Asphaltstraße, aber sie wird nach Westen, nach Zagora weitergebaut. Der König hatte seinem Volk versprochen, die Straßen- und Kommunikationsinfrastruktur bis in die kleinsten Dörfer zu entwickeln. Dieses Versprechen hat er in den Landesteilen, die wir bislang bereist haben, zu einem großen Teil erfüllt: Der Straßenzustand ist ganz überwiegend sehr gut und ein 4G-Netz gibt es bis hinter Düne 188! Zum Vergleich sollte der interessierte Leser die Straße von Seevetal nach Buchholz befahren! Noch aber folgen wir einer holperigen Piste über eine steinige Hochebene mit vereinzelten Sanddünen, gesäumt von markanten Tafelbergen. Die Piste ist im winzigen Flecken Ramlia gesperrt. Wir umfahren den Ort großräumig durch ein tiefsandiges Oued (Trockenflusstal) - Sand ist für unseren Wagen kein Problem. Dahinter kommen wir auf eine steinige, verworfene Piste, und schon bald rächt sich Rolfs Faulheit, den Reifendruck nicht wieder auf einen Pistenwert heraufgesetzt zu haben: Wir erleben die zweite Reifenpanne in 12 Jahren, und wie wir wissen, bedeutet das harte Arbeit. Wir benötigen 3 ½ Stunden, um den Reservereifen per Kran abzusenken, die Reifen zu wechseln und den defekten Reifen wieder per Kran an seinen Platz am Fahrzeugheck zu hieven. Das letzte Mal in Argentinien haben wir 3 Stunden benötigt - wir können uns also noch verbessern, verzichten aber im Moment gerne auf weitere Übungen. Wir sind ziemlich geschafft, verbringen die Nacht abseits der Piste, bevor wir am nächsten Tag den kleinen Ort Tafraout Sidi Ali ansteuern. Tatsächlich gibt es hier eine kleine Reifenwerkstatt, wo unser defekter Reifen (not)repariert wird, denn dummerweise handelt es sich um eine kapitale Verletzung der Reifenflanke und ist somit eigentlich irreparabel. Nach kurzem Abwägen entscheiden wir uns, die Pistenfahrt nach Zagora mit einem unzuverlässigen Reserverad nicht fortzusetzen, stattdessen auf der in Tafraout Sidi Ali endenden Asphaltstraße vorerst in die Zivilisation zurückzukehren. Über Tazoulait, Alnif und Tazzarine erreichen wir zwei Tage später Zagora. Hier wollen wir versuchen, einen neuen Reifen zu kaufen, was sich leider als unmöglich herausstellt: Angeblich ist unsere Reifengröße in ganz Marokko nicht aufzutreiben. So machen wir uns selbst auf die Suche nach einem Reifen in der „Straße der Reparaturwerkstätten“. Wie oft auf unseren Reisen, haben wir auch diesmal Glück: Nein, einen neuen Reifen könne er auch nicht beschaffen, aber er habe eine „bonne occasion (Schnäppchen)“! Der Reifenhändler Omar hat zwei gebrauchte Reifen von der marokkanischen Armee in der richtigen Größe, nicht zu alt, im Dunkeln gelagert, als Sonderangebot abzugeben. Rolf sucht sich den besten aus, verhandelt den (sensationell niedrigen) Preis, und bereits am Nachmittag erfolgt der Wechsel. Während die Arbeit erledigt wird, werden wir mit leckerem Tee bewirtet (ok, wir arbeiten mit, denn das Kranen übernehmen wir). Alle sind sehr freundlich und hilfsbereit. Da wir nun tiefenentspannt sind, und uns Zagora gut gefällt, beschließen wir, erst einmal zu bleiben. Zagora ist Provinzhauptstadt, und an der Hauptstraße stehen beeindruckende Verwaltungsgebäude im Kasbah-Stil. Wir treffen Nese und Bruno von der Fähre wieder. Mit ihnen und ihren Freunden Barbara und Uwe verbringen wir bei sehr frischen Temperaturen den Heiligabend mit Wein und Sekt und dem Austausch von Reiseerlebnissen. Bald haben wir das Restaurant "Chez Omar" (nicht zu verwechseln mit „unserem“ Reifenhändler Omar) für uns entdeckt, lernen die marokkanische Küche und ein tolles, süchtigmachendes Getränk kennen: Dattelmus mit Orangensaft vermischt, absolut köstlich! Auch im Dunkeln fühlen wir uns auf den Straßen und in den überwiegend beleuchteten Gassen sicher. Am Sonntag zieht es uns wieder auf den großen Markt, ca. 2 km außerhalb der Stadt. Für uns immer besonders interessant ist der Tiermarkt: Kühe, Schafe, Ziegen, Hühner, Kaninchen. Es kaufen fast ausschließlich Männer ein. Für Bettina ist das kein Problem: Sie wird immer zuvorkommend und freundlich behandelt und hat nie den Eindruck, als Touristin mehr zahlen zu müssen als Einheimische. Auch das Fotografieren ist hier etwas, aber nur etwas, unproblematischer.
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