Endspurt - Februar/März 2020Rückkehr ins TieflandKaumhabenwirdieGrenzevonChilenachArgentinienüberquert,verschlechtertsichdasWetter–nachwochenlangem SonnenscheinhüllensichdieBergeimmermehrinWolken,undesbeginnsogarzuregnen.Alswir,von4700mkommend, die3000munterschreiten,wirddieVegetationentlangdesunsständigbegleitendenRíoGuachinimmerüppiger.DieFahrt durchdieengeSchlucht„Quebradadelos Angosturas“mitimposantenrotenFelsformationenistwunderschön.Danntreten dieBergeauseinander,undesgehtrapidebergab,biswiraufnurnoch1400mFiambalaerreichen.Damithabenwirseit CopiapóinChile486kmzurückgelegt,umüberdenPasodeSanFranciscodieAndenzuüberqueren.Dafürhabenwiruns vierTageZeitgelassen,nichtnur,umunsandieHöhezugewöhnen,sondernauch,umunsinallerRuheandenwirklich beeindruckenden,sehrunterschiedlichenLandschaftenzuerfreuen.UndnunsindwireinmalwiederineinerKleinstadt angekommen,mitMenschenundVerkehr,wasungewohnt,aberaucheinewillkommeneAbwechslungist.Denntrotzder mangelndenAttraktivitätdesOrteskommtunseinwenig„Zivilisation“ganzrecht:Lebensmittelwerdeneingekauft,die SIM-Karteaufgeladen.DieWäsche,diewirabgeben,erhaltenwiramnächstenTagsauberundbishinzudenSocken gebügeltzurück.FiambalawarzweimalEtappenortder„RallyeDakar“undbefindetsichineinemWeinanbaugebiet,das sichbisnachTinogastaerstreckt.DirektnebenunseremStandplatztrocknenaufgroßen,festgestampftenSandflächendie süßen Trauben, die später als Rosinen auch. in unseren Kuchen landen.UnsernächstesZiel,dieInka-Ruinen„ElShincal“beiLondres,liegtnur50kmLuftlinieentfernt.Allerdingsverhindertdie dazwischenliegendeBergketteeinedirekteAnfahrt,sodassesdann190kmwerden.WirübernachtenvordemEingangzu denRuinen,umamnächstenTagbeibestemWettermitderBesichtigungzubeginnen.DieRestederaltenStadt,ehemals VerwaltungssitzeinerdersüdlichstenProvinzendesInka-Reichs,liegenvonpittoreskenBergenundeinemFlussumgebenin einerEbene.Nurgut300Jahrehatesgedauert,bisdasrelativkleineVolkderInkasdasgrößtejemalsexistierendeReich Südamerikaserrichtethatte.Erst1417,alsorelativspät,wurdenTeiledesnordwestlichenheutigenArgentiniensihrer Herrschaftunterworfen,diesiebereits1536andieSpanierabtretenmussten.DasbedeuteteauchdasEndefürElShincal. VielistvondereinstigenProvinzhauptstadtnichtübriggeblieben. Aberweresgesehenhat,erkenntsofort,dasshinsichtlich derlandschaftlichenundfürdieInkasdamitauchspirituellenEinbettungeineMiniaturausgabevonMachuPichuerbaut wurde.Wirsindbeeindruckt,sogarsehr.AußerdemzwitscherndieVögelindenBäumen,Sittichefliegenkreischenddurch dieLüfte,indenblühendenWiesensummenundbrummendieInsekten–eineNatur,dieinunseremHeimatlandimmer weiter hinweggerafft wird. Und wir erfreuen uns an dem satten Grün nach so vielen Gebirgswüstentagen.AufeinemheimeligenCampingplatzinSalicasfühlenwirunssowohl,dasswirdreiTagebleiben.Undesgefälltuns,nach langerZeiteinmalwiederaufgleichgesinnteReisendezutreffen,u.a.aufKerstinundThomasausNamibia,diewiederum ChristaundMartinausNamibiakennen,diewirwiederumvomgemeinsamenBesuchdesDenaliNationalparksinAlaska kennen(2018).DieReiseweltistebenklein.Nachdrei AbendenmitBierundintensivenWeltverbesserungsdiskussionengeht esüberChilecitobisnachSañogasta,wowirhintereinemPrivathausübernachten.DerjungeBesitzeristvonBuenosAires hierhergezogenundhathierEigentumerworben,weilihmdasStadtlebenzugefährlichwurde.ZweiJahregibtersichund seinerFamilieumherauszufinden,obsiealsGroßstadtpflanzenaufdemLandeWurzelnschlagenkönnen.IndieserZeit wollensiedenstarkvernachlässigten,mitWeinrebenundWalnussbäumenbewachsenenGartenwiederaufVordermann bringen–wirhabenunsereZweifel,obihnendasgelingenwird. AmfolgendenTagführtunsdieRuta40durchdiegrandiose Landschaftder„CuestadeMiranda“.ZwischendenBergender„SierradeFamatina“undder„SierradeSañogasta“ schlängeltsichdieStraßeaufeinePasshöhevon2400mhinauf. Auflediglich11,5kmslalomieren(WortdesJahres2022;-)) wirsageundschreibedurch320Kurven.DasGründerteilsbewachsenenBergehebtsichwunderbarvomrotenSandstein ab, und tief unter uns begleitet uns der Río Miranda.UnserheutigesZielistderNationalpark„Talampaya“.WirnutzeneineAbkürzung,dieunszunächstnachPagancillobringt, einkleinerOrtmiteinerhübschenKircheunddemwinzigenRestaurant„LaCuchilla“,woesleckerePizzengebensoll–dass sieleckersind,bestätigenwirsehrgern.GegenMittagerreichenwirden215.000haumfassendenNationalpark,dersich zwischender„SierraMorada“imWestenundder„SierraSañogasta“imOstenaufca.1200mHöheerstreckt.DaderPark nichtmitdemeigenenFahrzeugbefahrenwerdendarf,schließenwirunswiderwilligeiner2½-stündigengeführten RundfahrtnochamNachmittagan.ZumGlücksindwirnurvierTeilnehmer.EinurzeitlicherriesigerSeebedeckteeinstdas Parkgelände.Indenvergangenen200Mio.Jahrenentstanden,durchWindundWassergeformt,dierotenSandstein-Formationen,dieheutedieBesucheranlocken.WirstehenstaunendvordensenkrechtaufragendenfarbigenSteilwänden undFelsgebilden,denenderVolksmundhäufigNamengegebenhat,dennsieähnelnbeivielFantasieMönchenoderauch Schildkröten.AuchindieFelsengekratzte600JahrealtePetroglyphensindbeigenaueremHinsehenzuerkennen.Leider gibtesnurfünfStoppszumLaufenundFotografieren,natürlichvielzuwenige. AbersoisteshaltbeieinergeführtenTour. Schade-hiermitdemeigenenFahrzeug(tiefsandigePisten,Allradunverzichtbar)einpaarTageaufEntdeckunggehenzu dürfen, wäre ein absolutes Highlight!
InColoniagibteseinvernünftigesDatennetz,unddieFluggesellschaftIBERIAinformiertunsperMail,dassunsereFlügefür den27.Märzstorniertwurden;Alternativangebotesollenfolgen,dochwirerhaltenniewelche.WirrufenbeiderHotline an.DerTelefoncomputerteiltunsmit,wirmögenfürFlugauskünfteaufdieIBERIA-Websitegehen.Dortsteht,wirmögen dieHotlineanrufen.AmnächstenTagfahrenwiraufkürzestemWegezumFlughafeninMontevideo,umunsvorOrtzu erkundigen,dochzuunseremErstaunenundEntsetzenhatIBERIAhierkeineVertretung.DieüberforderteInformationrät uns,20kmzurückindasStadtzentrumzufahren,umdasdortigeIBERIA-Büroaufzusuchen,das,wiewirspätererfahren, schonseitzweiTagengeschlossenhat.Inder AbflughalleentdeckenwirmitvielGlückeinkleinesReisebüromiteinemsehr hilfsbereitenMitarbeiter.Vonihmerfahrenwirauch,dassderFlughafenmorgengeschlossenwird!Esdauerteineganze Weile,bisereinenFlugfürunsfindet–undzwarschoninderkommendenNachtum03:15h!Jetztistes15Uhr‑in12 StundenkönntenwirabMontevideoüberSaoPauloundMadridnachHamburgfliegen.Ohnelangezuüberlegennehmenwir dasAngebotzuKriegsgewinnlerpreisenan,dennsonstwürdenwirinUruguayaufunabsehbareZeitfestsitzen.Einschönes Gefühl,nunvierFlugticketsinderTaschezuhaben!Redundanzistdochimmergut,oder?Um16:00hkommenwirbeiUY-Storagean,müssendasFahrzeugnunindennächsten8Stundensoweitwiemöglichfüreinennichtabzuschätzenden Zeitraumabstellfertigmachen.Stresspur.Wirvergessendaseineoderandere,aberalleswirklichNotwendigeisterledigt, alsdasTaxizumFlughafenunsumMitternachtabholt.WirverabschiedenunsvonFelixundTimoundsindsicher,dassunser WagenbeiihneningutenHändenist.WirfliegenzunächstnachSaoPaulo,wowir10StundenAufenthalthaben,bevores miteinem11h-FlugweiternachMadridgeht.Dortmüssenwirnochmals6Stundenwarten,biswirendlichdenFliegernach Hamburgbesteigenkönnen.AlleFlughäfenaufdieserReisesindnahezumenschenleer,fastalleLädenundRestaurants habengeschlossen.Wirsindbereitsseit72StundenaufdenBeinen,alswirnachweiteren3StundenFluginHamburg landen.Daswaranstrengend,aberwirsindfroh,esnochnachHausegeschafftzuhaben.InDeutschlandsiehteszwarauch nichtgutaus,aberwirfühlenunshierbesseraufgehobenalsinSüdamerika.BerichtevonReisefreunden,dieesnichtmehr rechtzeitig geschafft haben und nun in diversen Ländern Südamerikas festsitzen, bestärken uns in dieser Einschätzung.Inzwischenhabenwirdieunsselbstauferlegte14-tägigeQuarantänegutüberstanden.MitLebensmittelnwerdenwirauch nachfünfWochenimmernochvonUdoundAndreaversorgt,diegernefürunseinkaufenundunsdamithelfen,unsere Kontaktflächenzureduzieren.SpaziergängeundFahrradtoureninderUmgebungsindunsaber,auchwegendesseitlangem guten Wetters, wieder möglich.ObundwieesmitdemReisenweitergeht?Niemandweißes.Unsbleibtersteinmalnur,Euch(unduns)zuwünschen,von allem gesundheitlichen und wirtschaftlichen Ungemach verschont zu bleiben.Bis hoffentlich irgendwann,Bettina & Rolf(Maschen/Deutschland, im April 2020)